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Das Gap Year

Nur noch kurz die Welt entdecken. Als Au-Pair in Dänemark oder als Work & Travel in Australien? Du hast so viele Möglichkeiten.

Von Laura Rivera

Nach dem Schulabschluss steht dir die Welt offen. Du kannst direkt ein Studium oder eine Ausbildung beginnen – oder erstmal etwas ganz anderes machen und die Welt entdecken. Das Orientierungsjahr, auch als Gap Year bekannt, bietet dir die ideale Gelegenheit, dich persönlich weiterzuentwickeln, bevor du dich für ein Studium oder den Berufseinstieg festlegst.

Deine Optionen im Orientierungsjahr

Ganz egal, ob du dich für Reisen, Freiwilligenarbeit oder ein Praktikum entscheidest – das Orientierungsjahr ermöglicht es dir, deine Interessen und Ziele zu erkunden und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Es ist eine Phase der Orientierung und Selbstfindung, die dir dabei hilft, besser zu verstehen, was du im nächsten Lebensabschnitt möchtest. Du lernst neue Menschen, vielleicht sogar ein neues Land und eine neue Kultur kennen, gewinnst neue Eindrücke und erweiterst dadurch deinen Horizont. Wenn nicht jetzt, wann dann? Diese Zeit kann dir niemand nehmen!

Damit du dir einen Überblick über die verschiedenen Varianten machen kannst, haben wir für dich sämtliche Optionen für dein Orientierungsjahr zusammengestellt.

Freiwilligendienste

Freiwilliges Engagement lohnt sich immer! Es ist eine wichtige Stütze unserer Gesellschaft und auch du selbst wirst davon profitieren. Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) sowie die Jugendfreiwilligendienste sind eine beliebte Option für das Orientierungsjahr. Sie bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten im sozialen, kulturellen, ökologischen, sportlichen und integrativen Bereich. Du kannst etwas Neues ausprobieren und tust gleichzeitig etwas Gutes für die Allgemeinheit – ganz egal, ob du dich für Menschen, Tiere oder die Umwelt engagieren möchtest. Alle Freiwilligen bekommen nach ihrem Dienst ein Zeugnis über die Art und Dauer ihres Engagements. Das macht sich auch bei Bewerbungen gut!

Der Jugendfreiwilligendienst

An Jugendfreiwilligendiensten können alle jungen Menschen unabhängig von ihrem Schulabschluss teilnehmen. Du musst lediglich die Vollzeitschulpflicht erfüllt haben, also je nach Bundesland mindestens neun oder zehn Jahre zur Schule gegangen sein. Außerdem darfst du bis zum Dienstende das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Wie es das Wort schon sagt, sind Freiwilligendienst freiwillig, du bekommst also kein Gehalt – dafür aber ein Taschengeld. Neben deiner Tätigkeit in der Einsatzstelle besuchst du Seminare. Dabei hast du auch die Gelegenheit, dich mit anderen Freiwilligen auszutauschen. Jugendfreiwilligendienste sind sowohl im In- als auch im Ausland möglich. In der Regel dauern sie ein Jahr, mindestens jedoch sechs Monate und höchstens 18.

Es gibt drei Optionen für deinen Jugendfreiwilligendienst:

🫶 Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ): Beim FSJ engagierst du dich in einer sozialen Einrichtung für andere Menschen. Du kannst dadurch fachliche und soziale Kompetenzen erwerben und bekommst einen realistischen Einblick in die Arbeitswelt. Mögliche Einsatzstellen: ambulante und stationäre Altenpflegeeinrichtungen, Krankenhäuser und Kliniken, Sozialstationen und Rettungsdienste, Wohnheime und Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Kindertagesstätten, Kinder- und Jugendbildung, Kultur, Denkmalpflege und Sport.

🌳 Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ): Du willst dich für die Natur, die Umwelt und das Klima einsetzen? Dann ist das FÖJ was für dich! Denn bei dem ökologischen Bildungsjahr stehen genau diese Themen im Fokus. Du hast die Möglichkeit, dich für eine nachhaltigere Zukunft zu engagieren. Dabei gibt es vielfältige Einsatzstellen, wie zum Beispiel: Forstpflege, ökologische Landwirtschaft, Bildungseinrichtungen, Tierpflege, Nationalparks, Forschungseinrichtungen, Landschaftspflege, Unternehmen (mit ausgewiesener Umweltkompetenz), Naturschutzverbände.

🌍 Internationaler Jugendfreiwilligendienst (IJFD): Du willst nebenbei noch die Welt erkunden? Mit dem IJFD hast du die Gelegenheit, einen Freiwilligendienst im Ausland zu absolvieren. Dabei kannst du in eine andere Kultur eintauchen und Erfahrungen sammeln, von denen du sicherlich noch lange zehren wirst. Beim IJFD bist du zum Beispiel im sozialen oder ökologischen Bereich, im Bildungswesen oder auch in der Kultur, im Sport oder in der Denkmalpflege tätig. Auch Friedens- und Versöhnungsarbeit sind mögliche Einsatzbereiche.

Der Bundesfreiwilligendienst

Im Gegensatz zu den Jugendfreiwilligendiensten richtet sich der Bundesfreiwilligendienst (BFD) an Menschen aller Altersgruppen. Viele junge Leute entscheiden sich direkt nach dem Schulabschluss für einen BFD. Er bietet dir die Möglichkeit, dich für das Allgemeinwohl zu engagieren: Von Kultur über Sport bis hin zum Katastrophenschutz gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten. Da ist für jeden etwas dabei, der sich engagieren möchte!

Mögliche Einsatzstellen: Kindergärten, Schulen, Pflegeeinrichtungen, Rettungsdienste, Forstämter, Theater, Museen, Sportvereine, Obdachlosenhilfe, Nationalparks, Hausaufgabenbetreuung, Flüchtlingshilfe und viel mehr.

Ein BFD kann zwischen sechs und 24 Monaten dauern – die meisten Freiwilligen leisten ihn für ein Jahr. Sowohl Vollzeit als auch Teilzeit sind möglich. Auch beim BFD erhalten die Freiwilligen für ihr ehrenamtliches Engagement ein Taschengeld. 

 🔬 Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr (FWJ): Eine besondere Form eines Freiwilligendienstes bieten auch einige Universitäten an. Beim FWJ bekommst du Einblicke in die Forschung und arbeitest an wissenschaftlichen Projekten mit. Das FWJ richtet sich vor allem an Abiturient:innen, die Interesse an einem Studium oder einer forschungsnahen Ausbildung haben. Es ermöglicht zum Teil aber auch Menschen ohne Abitur den Zugang zu Wissenschaft und Forschung.  

Das spricht für einen Freiwilligendienst:

✅ Du kannst nach der Schulzeit praktisch tätig werden und mit anpacken.

✅ Du bekommst realistische Einblicke in die Berufswelt.

✅ Du hast Zeit, dich zu orientieren oder kannst die Wartezeit bis zum Beginn einer Ausbildung oder eines Studiums sinnvoll überbrücken.

✅ Du tust Gutes für die Gesellschaft – das wird auch für dich selbst eine bereichernde Erfahrung sein!


Freiwilliger Wehrdienst

Du hast Interesse am Militär und kannst dir vorstellen, Soldat:in zu werden? Beim Freiwilligen Wehrdienst bei der Bundeswehr hast du die Möglichkeit, den facettenreichen Soldat:innenberuf kennenzulernen. Hauptaufgabe der Bundeswehr ist der Schutz des Landes und seiner Bürger:innen. Denn Sicherheit ist keine Selbstverständlichkeit.

Der Freiwillige Wehrdienst dauert zwischen sieben und 23 Monaten. Während dieser Zeit, oder auch danach, kannst du entscheiden, ob du bei der Bundeswehr bleiben möchtest. Außerdem kannst du selbst festlegen, in welchem Bereich – zum Beispiel Heer, Luftwaffe, Marine oder Sanitätsdienst – du eingesetzt werden möchtest. Vergleichsweise bietet diese Alternative für dein Orientierungsjahr eine attraktive Vergütung: Das monatliche Netto-Gehalt liegt je nach deiner persönlichen Lebenssituation zwischen 1.683 und 2.197 Euro. Wer einen Freiwilligen Wehrdienst leisten möchte, muss sich bewerben und – sofern man für die Bundeswehr in Frage kommt – einen umfangreichen Eignungstest durchlaufen.

Ist der Freiwillige Wehrdienst etwas für mich?

🔘 Du bist mindestens 18 Jahre alt (oder 17 und hast das Einverständnis deiner Erziehungsberechtigten) und hast die Vollzeitschulpflicht erfüllt.

🔘 Du besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft.

🔘 Du bist bereit, bundesweit im Einsatz zu sein.

🔘 Du bist bereit, an Auslandseinsätzen teilzunehmen (bei einer Verpflichtungszeit von über zwölf Monaten).

🔘 Du interessierst dich für den Soldat:innenberuf und möchtest Kameradschaft erleben.

🔘 Du bist körperlich fit und bereit, (auch nervlich) an deine Belastungsgrenzen zu gehen.

Wenn diese Punkte auf dich zutreffen, steht deiner Bewerbung für den Freiwilligen Wehrdienst bei der Bundeswehr nichts mehr im Wege.

Freiwilliger Wehrdienst Heimatschutz

Die Bundeswehr bietet neben dem üblichen Wehrdienst seit April 2021 auch noch einen Freiwilligen Wehrdienst speziell im Heimatschutz an. Dabei leistest du einen Dienst zum Wohle der Gesellschaft. Zunächst durchläufst du sieben Monate lang die militärische Grundausbildung. Anschließend leistest du in einem Zeitraum von sechs Jahren insgesamt fünf Monate Reservistendienst nahe deinem Wohnort. Du hilfst zum Beispiel, wenn es zu Naturkatastrophen, schweren Unglücken, Pandemien oder anderen Krisen kommt, bei denen besondere Unterstützung benötigt wird. Auslandseinsätze sind bei dieser Variante nicht vorgesehen.


Ab ins Ausland!

Du suchst ein Abenteuer im Ausland? Neben dem Internationen Jugendfreiwilligendienst gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um eine Zeit lang im Ausland zu leben. Au-pair, Work and Travel oder ein Auslandpraktikum bieten sich da zum Beispiel an.

👩‍👧‍👦 Au-pair

Wenn du Kinder liebst und gern in einer Familie leben möchtest, ist Au-pair die perfekte Option für dich. Dabei lebst du in einer Gastfamilie im Ausland und kümmerst dich um den Nachwuchs. Ob USA, Australien, Irland oder Chile: Au-pair ist in sämtlichen Ländern möglich. Du solltest natürlich gute Kenntnisse in der Sprache, die in deinem Aufenthaltsland gesprochen wird, haben. Meist kannst du vor Ort noch einen aufbauenden Sprachkurs absolvieren, bevor es in deine Gastfamilie geht. Und mit der Zeit werden sich deine Sprachkenntnisse von ganz allein optimieren.

Au-pair ist eine gute Gelegenheit, um so richtig in eine andere Kultur einzutauchen, da du das Familienleben hautnah miterlebst. Deine Familie stellt dir Unterkunft und Verpflegung und zahlt dir außerdem ein Taschengeld. An den Wochenenden hast du Zeit, um gemeinsam mit anderen Au-pairs das Land zu entdecken.

✈️ Work and Travel

Du hast keine Lust, dein Auslandsjahr an nur einem Ort zu verbringen und möchtest möglichst viel von einem Land sehen? Dann solltest du definitiv über Work and Travel nachdenken. Dabei kannst du ein Jahr lang in einem anderen Land leben und arbeiten. Du entscheidest selbst, wie lange du an einem Ort bleibst und suchst dir eigenständig Gelegenheitsjobs, um deinen Aufenthalt zu finanzieren. Auch Unterkünfte, wie zum Beispiel Hostels, organisierst du dir eigenständig.

Australien und Neuseeland sind die Klassiker, wenn es um Work and Travel geht. Schnell wirst du vor Ort Gleichgesinnte aus aller Welt treffen, mit denen du dich austauschen, vielleicht sogar gemeinsam reisen kannst. (Du brauchst Tipps zum Freunde finden? Klicke hier) Auch Kanada ist inzwischen ein beliebtes Ziel für Work and Travel. Du benötigst für diese Art von Aufenthalt ein sogenanntes Working-Holiday-Visum. Neben Australien, Neuseeland und Kanada gibt es noch weitere spannende Reiseziele, für die du ein solches Visum bekommen kannst. Dazu zählen unter anderem Japan, Chile, Argentinien, Hongkong und Südkorea.

Für diese Variante des Gap Years sind definitiv Eigeninitiative und Selbstständigkeit gefragt. Du solltest außerdem bereit sein, Abstiche zu machen, zum Beispiel bei den Unterkünften. Denn vermutlich kannst du dir nicht immer die komfortabelsten Zimmer leisten. Dafür hast du aber die Gelegenheit, die pure Freiheit zu genießen!

💼 Auslandspraktikum

Eine weitere Option für einen Auslandsaufenthalt bieten Praktika. Ob mit oder ohne Vorkenntnisse, direkt nach der Schule oder im Rahmen einer Ausbildung oder eines Studiums – es gibt vielfältige Möglichkeiten für ein Auslandpraktikum. Du sammelst wertvolle Arbeitserfahrung in einem anderen Land, bekommst spannende Einblicke in eine andere Kultur und bringst deine Sprachkenntnisse auf ein neues Level. Damit kannst du garantiert bei zukünftigen Bewerbungen punkten und deine Berufsaussichten verbessern. Teilweise sind Auslandspraktika bereits ab einem Alter von 17 Jahren möglich.

Zahlreiche Agenturen sind auf die Vermittlung von Praktikumsplätzen im Ausland spezialisiert. In der Regel fallen Vermittlungsgebühren an, wenn du deinen Aufenthalt über so eine Agentur buchst, du hast dann aber auch immer einen Ansprechpartner. Oft können auch Sprachkurse und Gastfamilien für deinen Aufenthalt vermittelt werden. In vielen Ländern ist es übrigens nicht üblich, dass man für ein Praktikum bezahlt wird. Wenn du dich bereits in einer Ausbildung befindest oder studierst, hast du die Möglichkeit, dir das Praktikum durch Programme wie Erasmus+ zu finanzieren.

🐘 Freiwilligenarbeit

Elefantenschutz in Namibia, Unterrichten in Costa Rica, Seniorenarbeit in Thailand: Es gibt auch neben dem Internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD) zahlreiche Projekte auf der ganzen Welt, in denen du dich als sogenannter Volunteer ein paar Wochen oder Monate beteiligen kannst. Zum Teil musst du dafür eine Gebühr bezahlen, kannst dann aber ein genau für dich passendes Projekt buchen. In deinem Projekt kannst du spannende Eindrücke gewinnen und eine neue Kultur erleben. Neben deinem Arbeitseinsatz hast du auch noch genügend Zeit, gemeinsam mit anderen Volunteers die Gegend zu erkunden.


Es gibt keine festen Regeln, wie ein Orientierungsjahr aussehen sollte. Die Hauptsache ist, dass dich diese Zeit irgendwie weiterbringt. Mit einer sorgfältigen Planung und Vorbereitung kann das Orientierungsjahr zu einer bereichernden Erfahrung werden, die dich optimal auf den nächsten Lebensabschnitt vorbereitet und dir für immer in besonderer Erinnerung bleiben wird.

Unter diesen Links findest du weitere Infos zu einzelnen Möglichkeiten:

🤝 Bundesfreiwilligendienst   Hier findest du alle Infos rund um den Bundesfreiwilligendienst.
🌍 Internationaler Jugendfreiwilligendienst   Wenn du einen Freiwilligendienst im Ausland absolvieren möchtest, kannst du dich hier genauer informieren.
🫶 Jugendfreiwilligendienste   Hier gibt es weiterführende Infos zum Freiwilligen Sozialen und Freiwilligen Ökologischen Jahr.
✈️ Kulturweit   Kulturweit ist der internationale Freiwilligendienst der Deutschen UNESCO-Kommission, gefördert vom Auswärtigen Amt.
🗺️ BAK FSJ  Hier kannst du dich über den Bundesarbeitskreis FSJ informieren, der gemeinsam mit seinen Trägern das Freiwillige Soziale Jahr anbietet.
🧳 Raus von zuhaus   Hier bekommst du Infos über verschiedene Möglichkeiten für deinen Auslandsaufenthalt.
⚙️ THW   Das Technischen Hilfswerk bietet dir die Möglichkeit, einen Bundesfreiwilligendienst zu absolvieren.
🌏 Weltwärts  Auf dieser Seite kannst du dich genauer über Freiwilligendienste im Ausland informieren.
🧭 Weltweiser  Wenn du dich genauer über verschiedene Möglichkeiten für einen Auslandsaufenthalt informieren möchtest, schau gerne hier vorbei.

Wir wünschen dir ganz viel Spaß bei der Planung deines Orientierungsjahres 😎 Ganz egal, für was du dich entscheidest – es wird eine besondere Zeit!

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