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Funkstille nach dem Vorstellungsgespräch

Warum Ghosting bei Bewerbungen keine gute Idee ist – und was du tun kannst, wenn es dir selbst passiert.
Von Merle Werkmeister

Ghosting beschreibt das plötzliche und kommentarlos erfolgende Beenden eines Kontakts – ob in der Partnersuche, Freundschaft oder sogar im Berufsleben. Die betroffene Person erhält keine Rückmeldung mehr: Nachrichten bleiben unbeantwortet, Anrufe werden ignoriert. Dieses Verhalten kann emotional belastend sein und lässt viele Fragen offen.

Besonders im digitalen Zeitalter, in dem Beziehungen häufig online beginnen, ist Ghosting ein weitverbreitetes Phänomen. Wer ghostet, vermeidet oft unangenehme Gespräche oder Auseinandersetzungen. Für Betroffene ist es wichtig, Ghosting nicht persönlich zu nehmen und Wege zu finden, mit der Funkstille umzugehen.

Was ist Ghosting überhaupt?

Der Begriff Ghosting stammt ursprünglich aus der Welt des Online-Datings. Gemeint ist: Jemand verschwindet plötzlich aus der Kommunikation – ohne Erklärung, ohne Abschied, ohne ein Wort. Leider kommt dieses Verhalten immer öfter auch im Bewerbungsprozess vor.

Typischer Ablauf: Du bewirbst dich, wirst sogar zum Vorstellungsgespräch eingeladen – aber dann: Funkstille. Kein Interesse mehr. Keine Nachricht. Kein Rückruf.

Manchmal passiert Ghosting aber auch andersherum: Der Betrieb meldet sich bei dir, du bekommst eine Einladung – aber du reagierst einfach nicht mehr.

Warum ghosten Bewerber:innen?

Ghosting im Bewerbungsprozess sorgt bei Unternehmen regelmäßig für Ratlosigkeit. Ein scheinbar motivierter Kontakt reißt plötzlich ab, Rückmeldungen bleiben aus, und auf einmal herrscht Funkstille. Doch die Gründe für Ghosting auf Bewerberseite sind oft menschlich nachvollziehbar:

🤯 Unklarheit: Manchmal sind sich Bewerber:innen selbst noch nicht sicher, wohin die Reise gehen soll. Die Entscheidung für eine Ausbildung, ein Praktikum oder einen neuen Job will gut überlegt sein – und wenn der innere Kompass noch nicht ausgerichtet ist, fällt es schwer, verbindliche Schritte zu gehen.

😰 Überforderung: Mehrere Bewerbungen, Vorstellungsgespräche, vielleicht sogar familiärer oder schulischer Druck – all das kann schnell zu viel werden. Statt aktiv abzusagen, ziehen sich viele zurück – nicht aus bösem Willen, sondern aus dem Gefühl, gerade keine Kapazitäten zu haben.

😶‍🌫️ Konfliktvermeidung: Ein schlichtes „Nein“ auszusprechen, fällt vielen schwer – besonders, wenn der Kontakt zuvor freundlich und vielversprechend war. Lieber schweigt man sich aus, in der Hoffnung, niemanden zu enttäuschen oder unangenehme Gespräche zu umgehen.

😎 Bessere Optionen: Manchmal ist es ganz einfach: Es hat sich eine andere Möglichkeit ergeben – ein Jobangebot, das besser passt oder näher liegt. Doch auch in solchen Fällen fällt der Abschied nicht immer professionell aus.

Und ja – wer kennt das nicht? Man denkt sich: „Ach, das erledigt sich schon von selbst.“

🛑 Spoiler: Tut es nicht.

Ghosting sorgt für Frust auf beiden Seiten. Ein kurzer Satz wie „Danke für das Gespräch, aber ich habe mich anders entschieden“ schafft Klarheit – und bleibt positiv im Gedächtnis.

Wie dein Ghosten im Unternehmen ankommt

So verständlich die Gründe für Ghosting auf Bewerberseite auch sein mögen – auch auf Unternehmensseite verursacht der plötzliche Kontaktabbruch Aufwand und Frustration.

Ein Bewerbungsgespräch ist kein Selbstläufer: Betriebe planen dafür Zeit ein, bereiten sich auf das Kennenlernen vor, lesen Unterlagen gründlich durch, erstellen möglicherweise Tests oder Aufgaben – und treffen mitunter sogar interne Absprachen, um den Termin zu ermöglichen. Vielleicht wurde deine Bewerbung besonders positiv bewertet, und die Ausbildungsleitung hat sich wirklich auf das Gespräch mit dir gefreut.

Wenn dann einfach keine Rückmeldung mehr kommt, bleibt nicht nur Enttäuschung zurück – es entsteht ein unprofessioneller Eindruck, der sich leider länger halten kann, als man denkt.

Bedenke: 

🙋‍♀️ Personalverantwortliche sind gut vernetzt.

In vielen Branchen kennt man sich – besonders lokal oder innerhalb einer Ausbildungslandschaft. Ein unzuverlässiger Eindruck kann sich schnell herumsprechen und spätere Chancen unbewusst beeinflussen, etwa wenn dein Name oder deine Schule erneut auftaucht.

🙋 Man sieht sich immer zweimal im Leben.

Was heute wie eine einmalige Bewerbung wirkt, kann morgen ein Wiedersehen auf einem ganz anderen Karriereweg sein. Branchen sind oft kleiner, als sie scheinen – und ein professionelles Verhalten bleibt positiv in Erinnerung, selbst wenn es nicht zu einer Zusammenarbeit kommt.

Fair bleiben lohnt sich

Auch wenn es im ersten Moment einfacher erscheint, einfach nichts mehr zu sagen: Ein fairer und respektvoller Umgang im Bewerbungsprozess zahlt sich langfristig aus – für beide Seiten. Wer sich die Zeit nimmt, eine Rückmeldung zu geben, zeigt nicht nur Charakter, sondern sammelt wichtige Erfahrungen fürs spätere Berufsleben.

  • Du wirkst professionell

Schon eine kurze Absage per E-Mail kann einen reifen und positiven Eindruck hinterlassen – vor allem, wenn sie freundlich, ehrlich und wertschätzend formuliert ist. Es zeigt, dass du Verantwortung übernimmst und den Aufwand des Betriebs respektierst. Gerade in der Ausbildungs- oder Einstiegsphase ist das ein starkes Signal: Du nimmst deine berufliche Zukunft ernst und kommunizierst auf Augenhöhe.

  • Du vermeidest offene Fragen

Für Betriebe bedeutet jede Bewerbung Planung: Termine werden koordiniert, Kapazitäten reserviert und oft sogar anderen Bewerber:innen abgesagt. Wenn du dich nicht mehr meldest, bleiben Personalverantwortliche im Unklaren. Eine klare Absage hilft, schneller nach vorne zu schauen – und wird als respektvoller Schritt wahrgenommen. Es zeigt, dass du Zeit und Strukturen anderer ebenso achtest wie deine eigenen.

  • Du entwickelst Selbstsicherheit

Zu sagen: „Danke für die Einladung, aber ich habe mich anders entschieden“ ist nicht nur höflich – es ist auch ein Lernmoment. Denn im späteren Berufsleben wirst du immer wieder in Situationen kommen, in denen du Absagen formulieren, Erwartungen steuern oder schwierige Gespräche führen musst. Jetzt schon damit zu beginnen, stärkt deine Kommunikationsfähigkeit und deine innere Haltung – zwei Soft Skills, die in jeder Branche geschätzt werden.

Oft weiß man aber nicht so recht, wie man eine Absage schreiben soll. Im Jahr 2025 gibt es dafür allerdings glücklicherweise vielseitige Hilfestellungen. Du kannst für eine faire Absage zB. unsere Vorlage benutzen:

So einfach kann eine faire Absage sein:

Hallo Herr Müller, vielen Dank für Ihre Einladung zum Vorstellungsgespräch. Ich habe mich in der Zwischenzeit für eine andere Stelle entschieden und sage deshalb höflich ab. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg bei der Suche!

👉 Das dauert keine 30 Sekunden – zeigt aber Verantwortung und Charakter.

Mittlerweile gibt es aber auch viele Ideen in den sozialen Medien, sich fair aus dem Bewerbungsverfahren zu verabschieden – oder du nutzt einen KI-Assistenten, wie Chat-GPT oder Alexa, um die richtigen Worte zu finden.

Auch Unternehmen ghosten

So ärgerlich es ist: Auch Unternehmen ghosten Bewerbende. Man wartet auf Rückmeldung, bekommt vielleicht noch eine Zusage zur Rückmeldung "nächste Woche" – und dann: Stille.

Warum ghosten Unternehmen?

  • Sie sind überlastet und schaffen es nicht, allen Bewerbenden Rückmeldung zu geben.
  • Sie haben sich bereits intern entschieden, vergessen aber die Absage.
  • Sie haben schlechte Kommunikationsprozesse oder keine klaren Verantwortlichkeiten.

Das ist nicht in Ordnung – aber es kommt vor. Und du musst wissen, wie du damit umgehen kannst. Deshalb haben wir für dich ein paar Tipps.

Tipps für den Umgang mit Ghosting durch Unternehmen

  1. Setz dir selbst eine Deadline. Wenn du z. B. zwei Wochen nach einem Gespräch keine Antwort bekommst, darfst du nachhaken – sachlich, aber bestimmt.
  2. Sieh es als Warnzeichen. Wenn ein Unternehmen dich ohne Erklärung ignoriert, ist das oft kein gutes Zeichen für den Umgang mit Mitarbeitenden. Vielleicht ist es besser, nicht dort zu arbeiten.
  3. Lass dich nicht entmutigen. Ghosting durch Unternehmen sagt nichts über deinen Wert aus. Es ist ein Zeichen schlechter Kommunikation – nicht deiner Leistung.
  4. Mach eine Erfahrung draus. Nutze die Gelegenheit, deine Kommunikation zu verbessern und bei zukünftigen Bewerbungen aktiver den Kontakt zu halten.

Fairness ist keine Einbahnstraße

Ghosting mag in dem einen Moment wie die einfachste Lösung wirken – aber langfristig ist sie selten die beste. Ehrlichkeit, Respekt und klare Kommunikation helfen dir weiter – sowohl als Bewerber:in als auch als Mensch. 

Wenn du fair bleibst, bleibst du in guter Erinnerung. Und falls dir selbst Ghosting passiert – nimm es nicht persönlich, sondern reagiere beim nächsten Mal richtig. 

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